Weltreligion Erdjünger
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Aufbruch

Juli 96

Das Wochenende kommt, in Scheeßel ist´n Festival. Ick mache die Runde, klapper meinen Freundeskreis ab, ob Eyner mitkommt. Hurricane. Gein Geld, egal, paarBier im Sack und ´n Tabak. Hille kommt mit. Wir trampen hin, unterwegs schon memmt er rum. Kommen an, schnorren Bier, tanzen und feiern bis in die tiefe Nacht. Schlafen auf Heuballen ein wenig, Hille jammert weils kalt is und will wieder nach Hause. Macht früh los, 2 Std später trifft der Haufen ein, 2 Autos voll mit Bier, Gras und Speed. PARTY!
Scheiße, 2 Stunden hat er Sie verpasst, dann wäre er auch glücklich geworden mit dem RUN.
Lernen mädels kennen, Hannah G und Schwester. Hannah kleine Traumfrau. Blond, tätöwiert, hübsch, bischen Hippie, mir wird heut 2006 noch kribbelig wenn ick an Sie denk.
Hannah will nach Berlin trampen, aber nicht allein. Ick frage Sie ob Sie dort wen kennt wo ick ´n Tage pennen kann. Kein Problem sagt Sie.
Ick sach den Kumpelz Bescheid das ick mitfahr. Ma gucken ob ick da´n Job find.
Antwort: "Jau du Spinner, bist doch eh in 2 Wochen wieder da."
Noch ein paar Joints und Näschens, dat Festival neigt sich dem Ende, allgemeiner Aufbruch.

Zwischenstation, Autobahnraststätte, haufenweise Tramper. (Dat war´n noch Zeiten, 30 Tramper an EINER Raststatt. Gerade wir Zwei waren gleich wieder weg. Fragen is besser als Daumen raushalten, Tramper-root.

Bei Berlin, Vormittag, die Sonne scheint, wir frühstücken Buttermilch und wandern die Straße entlang auf der Suche naqch ner guten Trampstelle. Hannah ist schön, ich bin ein bischen verliebt. Carpe diem.

Marzahn, Abends kommen wir bei Ihrer Oma an. Die will mich nicht ins Haus lassen, nach viel hin und her leiht uns Ihr Onkel Geld fürs Hotel. Bringt uns hin.
Wir duschen und gehen zu Bett. Hannah geht nackt schlafen, ich durfte zu Ihr kommen, träume sind da gelebt zu werden.

Next morning, Hotelfrühstück, dann weiter, rein in die Hauptstadt. Weißensee, Kalle. OI-Skin.
Ärmliche (arme) Verhältnisse, essen in Suppenküchen, mit Punks abhängen, Geld schnorren für Bier, Hannah verschwindet nach ein paar Tagen nach Göttingen.
Eine Weile blieb ich noch bei Kalle, dann kam ich bei zwei alten Freundinnen aus der Heimat unter.

Irgendwann ging ick dann zum Sozi, weil ick doch voll pleite war. Mal sehn wat so geht.
Da gab es dann direkt ne Unterkunft und Geld, dat waren noch Zeiten.
Fuck Shit up Schröderdepp und Hartz IV und der ganze menschenverachtende Müll.
Ich war baff das mir so direkt und echt geholfen wurde in der Situation. Im nachhinein denke ich das mein Zimmerer-Gesellenbrief mir da Türen geöffnet hat.
DANKE MAMA PAPA HEINZ. Letzterer ist mein Lehrmeister.
So wohnte ich dann mit Alkoholikern und einem Substituierten Shorejunk zusammen, anjenehm war das nicht.
Ich schrieb ellenlange Briefe an die Liebe meines Lebens (ist sie heut noch wird es immer sein solange ich lebe) , telephonierte alle Zimmereien durch und bekam Arbeit.

Bei Straußenberg Nord.
FAUST HOLZBAU.
Der Achim war ein guter Cef.
Anfangs wohnte ich in einer Pension, malochte und schlug abends die Zeit mit kiffen, saufen und TV tot.
In der Arbeit schmiß mich Achim voll in kaltes Wasser. In den ersten zwei Wochen habe ich selbständig 2 komplette Dachstühle verzimmert, mit einem Lehrling zusammen.
Ick war doch selbst gerade raus ausse Lehre.
Will jetzt nicht prollen aber damals hätte ich locker mal eben 10000 Mark in den Sand setzen können, hätte ich Mist gebaut. Ist aber gut gegangen, ´n kleinen Schnitzer hatt ich d´rin, aber dat is halt so wenn man was zum Ersten mal macht.
Ich fand mich gut und das ist es was zählt.
Würde jetzt auch mein Leben verwetten dat die Dächer heute noch stehn
Die Arbeit war angenehm, die Kollegen nett, es war nicht so hektisch und mit weniger Druck als in NRW. Manchmal wurde ich regelrecht ausgebrems, dann kam Maxe mit ner Kiippe und nem Bier, ick solle mal Pause machen, nich das sich der Chef an dat schnelle Arbeitstempo jewöhnt.
Aus finanziellen Gründen zog ich dann nach 2 Wochen auf den Zimmerplatz der Firma in einen Container. Achim hat auch da jewohnt, gelegentlich habe ich mit Ihm und seiner Frau zu Abend gegessen, ick weeß noch dat sie gut kochen konnte, es war immer lecker. Und auch die Gespräche waren gut, Mann zu Mann nich Chef zu Angestelltem.
Letzteres ist mir Original JETZT klar geworden, Mittwoch, 11. Oktober 2006, 20.39 Uhr , Stiff Little Fingers im Ohr, leicht angetrunken und bekifft, letzteres wie immer.
Leider zum Ende der Probezeit flog ich raus, hatte zu oft verschlafen.
Weiß noch wie Maxe mal zu mir sagte: Wenn Du da bist bist Du gut.
Immerhin besser wie nix.
Als ich meine Papiere abholte hat mich Achim nocmal auf´n Bier eingeladen, in seiner Skatrunde. Dort sagte er mir dann:"Änder Dich und komm wieder."
Nie werde ich das vergessen so lange ich lebe.

Wieder ein Weilchen bei Freundinnen untergekrochen, dann eigene Bude Neukölln, neuer Job. Wieder nur ein paar Wochen, nach einer Party flog ich wieder mal raus.
Die nächste Unterkunft bei Biene, einer Partybekanntschaft.
Feierzeit in Friedrichshain, wohnte Nähe Boxhagener Platz. Ein Nebenjob als Möbelpacker, Konzerte und Festivals bis zum Umfallen, Proben mirt ner Band als Sänger, nach einer Weile wieder ne eigene Bude.
Die ersten Tage dort schlief ich auf Zeitungen, bis ich dann ne Matretze auf´m Sperrmüll fand. Erinnere auch noch das ich die erste Woche eine Packung jeweils Kraüterquark und Vollkornbrot hatte ,ich glaube Tabak hatte ich genug, und n Liter Milch.
War ne Harte Woche.
In der Zeit drehte sich mein Leben hauptsächlich um Drogen, Kiffen, Alk, Amphetamine, Kristallines, Koks, LSD.......aber nie Heroin.
Warum auch nicht, hat Spaß gemacht. Wobei mir schon klar war das dat auf Dauer nich geht.
Hermann und Thomas.
Hermann wohnte zuerst Zwischendurch ne Weile bei mir. Erinnere mich lebhaft, der alte Kokser, ob er wohl heute noch lebt? Unwahrscheinlich.
Na auf jeden hatten wir meist abends unsern kleinen Base, irgendwann dann wollte ein Bekannter von Ihm Geld eintreiben. Ick hab den dann abgefangen, einfach nich reingelassen. Alles easy, komm wieder rein steht da ein 2 Metermann mit´m Küchenmesser hinter der Tür. Zitternd vor Angst. Ick bin 1.78m klein
Is klar, Kokser entwickeln Paranoia relativ schnell.
Thomas war Gitarrenbauer, Hermann war schon wieder weg.
Ein toller Typ, hat von seinem Handwerk sehr bescheiden gelebt, aber hochanständig.

Ick hatte mir mehrmals ´n neuen Job klargemacht, jedoch das Antreten zum ersten Arbeitstag einfach nich hingekriegt.
In der Zeit habe ich am eigenen Leibe erfahren wie schwer uns Drogenkonsum es macht unser Verhalten zu regieren.
Du bist irgendwann nur noch ein etwas das ne Standardreaktion abliefert, und der Standard ist billig.
Habe entschieden es noch 1 mal zu versuchen und bei Nichtgelingen zum Arzt zu gehn.
Zack, flatterte mir die Einberufung ins Haus.
Da hab ich meine Therapie, dachte ich mir, das Zugticket nach Rotenburg-Wümme war gleich dabei.
Die Grundausbildung war Scheiße, der janze Verein.
Ick war aber auch in ner Stube gelandet, alles Querschläger die kein Bock auf nix hatten ausser Kiffen.
Ich bin abends joggen gegangen, war froh über das regelmäßige essen und mit Drogen ging auch nix mehr, bis ich Wochenends wieder heim durfte, mei, dat waren dann richtig krasse Exzesse, weil ick hatte Geld und wußte wo ick den Shit spottbillig krieg, dazu ist ja in Berlin immer irgendwo wat los, nur erinnern kann ich mich da an fast nichts, ausser das mir zwischendurch dat Portemonaie geklaut, zufällig in Uniform.
Auf jeden Fall hatte ich nach 21/2 Monaten meinen ersten Aussetzer, kam 3 Tage zu spät zum Dienst. War nicht wirklich schlimm, sollte halt ´n Disziplinarverfahren geben irgendwann, ausserdem haben se mir die STANDARDBEFÖRDERUNG zum Gefreiten verweigert. ASIS.
So Leuts, hier brauch ich Pause, das Ding hier is ersma fertich. Demnächst kommt dann Fahnenflucht im Bauwagen, aber dat dauert wohl noch a bisserl weils eben Arbeit ist mir dat janze wieder aus dem Kopf zu saugen und dann auch noch so zu tippen das Ihr ungefähr nachvollziehen könnt was ich da so erlebt habe.
Jau und jedem der hier ankommt n fettes Dankeschön für die Aufmerksamkeit.
Euer Aaron2stone, Donnerstag, 12. Oktober 2006.

 
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